garnaloth
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Die Cloud in der Praxis

Hallo,

nun ist Cloud ja in aller Munde.
Ich sehe das als Admin so, dass ich meine Server lieber sehe und selbst verwalte. Mich würde aber trotzdem interessieren ob schon wer von euch Kollegen effektiv mit einer Cloud arbeitet.

Sprich: Exchange Server, Datenbank Anwendungen( Navision ) ?

Für euren Erfahrungsbericht, Tips, Kritik etc. bedanke ich mich im voraus.

Gruß

Content-Key: 163054

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Ausgedruckt am: 28.03.2024 um 11:03 Uhr

Mitglied: maretz
maretz 21.03.2011 um 14:15:48 Uhr
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Hi,

ich denke es kommt drauf an was du unter "effektiv mit einer Cloud arbeiten" verstehst. Denn nutzt du z.B. Google Maps dann arbeitest du auch effektiv mit einem Cloud-System. Und je nachdem wie du z.B. den Exchange in einem Cluster betreibst ist das durchaus einer cloud nicht unähnlich - nur das die Marketing-Strategen da nen neuen Begriff für haben...

Meine generelle Meinung dazu ist das sich das System in einigen Bereichen in näherer Zukunft durchaus durchsetzen wird. Es hat einfach zuviele verlockende Vorteile als das man es einfach so ungenutzt über Bord werfen könnte. Es kommt halt immer drauf an was du wie realisieren möchtest. Stellen wir uns mal ne Firma vor die eine gute Handvoll Server hat. Diese werden ja idR. heute eh schon oft virtuell betrieben. Wenn man jetzt passende Software verwendet dann kann man die Virtuallisierung auch noch erweitern und die Rechner eben "in die Cloud" schieben. Schon betreibst du halt "System as a Service" -> und fällt ein Server aus dann übernimmt (im optimalfall) der nächste ohne großen Zeit- und Datenverlust. Weiterhin kannst du (im optimalfall) erhebliche Kosten und Resourcen sparen. Denn Tagsüber benötigt z.B. dein File-/Printserver einige Resourcen weil die Leute arbeiten. Also könntest du hier die Resourcen passend einstellen. Nachts - wenn im Büro weniger los ist - bekommt dafür dann der DB-Server für Aufräumaktionen diese Resourcen zugewiesen.... Reicht das nicht dann kannst du immernoch Resourcen relativ einfach dazuschalten -> einfach neue Nodes hinzufügen und die Sache is geklärt...

Von daher denke ich das man diesen Bereich in Zukunft noch erheblich ausbauen wird. Grade im Bereich der Standard-Software ist es ja damit sogar möglich das der Nutzer eben wirklich nur die genutzte Zeit berechnet bekommt. Auch hier kann das ganze Kosten sparen. Stell dir vor du hast ne Firma die 100 User hat. D.h. du brauchst 100 Lizenzen für Windows, 100 für Office,... Jetzt machst du ne neue Abteilung auf und rechnest dort mit 30 Leuten. Also 30x Windows, 30x Office. Stellst du jetzt fest: Ok, die Abteilung läuft nich rund, da sitzen plötzlich nur noch 5 oder 10 Leute -> dann hast du einiges an Geld im Schrank liegen... Innerhalb des Cloud-Systems würdest du halt die 20 Systeme die du zuviel hast abmelden - und schon hat sich das Problem recht schnell erledigt...

Im Bereich der Spezial-Software glaube ich das es dagegen etwas länger brauchen wird bis sich das ganze durchsetzt. Da möchte keiner seine Daten bei Google o.ä. ablegen. Alleine schon weil jemand das Passwort knacken könnte und plötzlich den Zugriff auf alle Kundendaten hat. Da glaube ich das es noch ein wenig länger brauchen wird bis es sich richtig durchsetzt - aber ich denke auch da wird es noch kommen...
Mitglied: manuel-r
manuel-r 21.03.2011 um 15:45:53 Uhr
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Das mit der "Cloud" ist alles eine Frage des Standpunkts. Wenn morgen jemand auf mich zukäme um mir wichtig zu erzählen, dass man doch in der "Cloud" jetzt alles ganz toll haben und machen kann, würde ich ihm antworten "Brauchen wir nicht mehr. Haben wir schon. Ihr arbeitet seit Jahren in einer Cloud - nämlich in unserer eigenen."
Wir betreiben für unseren Konzern nämlich die komplette IT für alle angeschlossenen Unternehmen. Was da im Hintergrund passiert kann den Usern und Geschäftsführern relativ egal sein. Die formulieren ihre Ansprüche und Vorstellungen und wir setzen um und zum guten Schluss zahlen die Unternehmen dafür einen Betrag X. Insofern ist unsere private Cloud eigentlich sogar flexibler als jeder Dienst den man in irgendeinem Paket bei Anbieter XY einkauft.
Gerade im Unternehmensumfeld sind die Anforderungen sehr vielfältig. Wenn man nun auf die Angebote einer externen "Cloud" zurückgreifen will hat man ein Problem: Entweder nutze ich das was der Anbieter im Programm hat oder ich lasse es. Ich habe auch keinen Einfluss darauf, ob der Anbieter mit Produkt X in Version Y oder Z arbeitet. Ich muss nehmen was ich bekomme.
Die "Cloud" ist ja nichts anderes als das was uns seit Jahren als Software as a service (SaaS) verkauft wird. Mit solchen Produkten mache ich mich als Unternehmen sehr stark von meiner Internetanbindung abhängig. Wenn mir mit eigener IT die Internetverbindung ausfällt habe ich in aller Regel "nur" zwei Probleme: Ich kann nicht mehr surfen, keine Mails empfangen/verschicken und in vielen Unternehmen keine Bankgeschäfte tätigen. Je nach Unternehmen kommen vielleicht noch 1-2 andere Dinge dazu. Nutze ich jedoch intensiv per Internet angebundene Dienste kann ich die Belegschaft nach Hause schicken wenn das Internet weg ist. Das kann sehr schnell sehr teuer werden.
Mitglied: mrtux
mrtux 21.03.2011 um 16:53:20 Uhr
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Hi !

Um es in einem Satz zu formulieren: Der Begriff Cloud wurde von der Marketing-Welt (mal wieder) neu entdeckt, für etwas was der erfahrene Admin schon seit Jahren kennt....

[ot]
Du kannst heute den ältesten (Schlapp-) Hut besitzen, gibt dem Ding einen neuen Namen und er lässt sich als neuste Mode wieder unter die Leute bringen...Warum soll das nur bei Klamotten, Deo oder Parfüm funktionieren?
[/ot]

Und wenn Privatleute ihre popeligen Urlaubsbilder im Internet bearbeiten, ist das eine Sache aber wichtige Firmendaten einem externen (und wo möglich auch noch unbekannten) Anbieter zu überlassen, das würde ich mir besser dreimal überlegen...

mrtux
Mitglied: Mitsukage
Mitsukage 21.03.2011 um 17:14:44 Uhr
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Hi,
ich sehe das uch etwas skeptisch mit dem clouding es hört sich zwar schon relativ verlockend an, aber wie hier ja schon beschrieben wurde stellt glaub ich kaum eine Firma freiwillig seine daten wo anders ab.
Und so wie manuel-r schon beschrieb ist es auch eine sache der verbindung, wen die nicht da ist ist nix da :D
Mitglied: Shao-Lee
Shao-Lee 28.03.2011 um 14:19:34 Uhr
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Hi!

Ich bewerte das Thema ziemlich gleich, wie meine Vorredner. Als Administrator eines kleinen mittelständischen Netzwerkes mit einer handvoll virtueller Serversysteme und Terminalserver beantworte ich die Frage nach der Cloud so:
"Die Cloud-Technologie nutzen wir doch schon seit Jahren" face-smile

Denn: Sobald die Virtualisierung in ein Netz Einzug hält, sind doch die Zentralen Services entkoppelt. Auf welchem physikalischen Server der Server X oder das Terminalserverprofil Y abgelegt ist, interessiert nur noch den Administrator.

Und: Offen gesagt bin ich ein großer Fan von diesen Lösungsansätzen - schaue ich doch viel lieber auf WENIGER physikalische Maschinen, als auf eine wild vor sich hinwachsende Systemarchitektur.

Aber: Mein Verständnis für eine "Cloud" geht noch viel weiter. Nämlich, dass sich die Services von der Hardware tatsächlich entkoppeln und man bei bedarf einfach Resourcen "nachschiebt" - ähnlich wie beim RAM. Davon sind wir allerdings noch weit entfernt.

Also: Keine Angst vor der Cloud! Denn sie hält Dir den Rücken frei für die Systemsteuerung, die bei den ganzen alläglichen Administrationsaufgaben leider manchmal zu kurz kommt face-sad
Mitglied: manuel-r
manuel-r 28.03.2011 um 14:28:39 Uhr
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Nämlich, dass sich die Services von der Hardware tatsächlich entkoppeln und man bei bedarf einfach Resourcen "nachschiebt" - ähnlich wie beim RAM. Davon sind wir allerdings noch weit entfernt.
In einer virtualisierten Umgebung kann man das eine oder andere davon ja heute schon umsetzen:
  • Server XY braucht mehr Leistung? Kein Problem. Konfigurieren wir halt noch schnell eine CPU und etwas RAM dazu.
  • Die Festplatte ist stark am Limit und nichts mehr zum frei schaufeln übrig? Dann lass uns die virtuelle Festplatte doch einfach vergrößern.
  • Auf einem Server wird zwecks Anbindung eines anderen Netzes eine zusätzliche LAN-Verbindung gebraucht? Ok, bau ich halt schnell nen virtuellen Switch auf und spendiere dem Server eine zweite Netzwerkkarte.
  • Ein Server braucht zeitweise mehr Dampf? Schieben wir ihn doch einfach auf einen Virtualisierungshost, der Kapazitäten frei hat. Oder noch besser: Wir lassen das die HA machen.
  • Ein Hostsystem hat einen Hardwarefehler und muss heruntergefahren werden: Ok, in 10 Minuten sind alle VMs auf einen anderen Host migriert. Dann kann der Shutdown beginnen.
usw usw usw
Mitglied: Shao-Lee
Shao-Lee 28.03.2011 um 15:05:48 Uhr
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Ein Rechenzentrum lässt sich Heute auf jeden Fall schon automatisieren, das ist wahr.
Die "suggerierten" Cloud-Services sollen aber zukünftige zentrale Aufgagen weitestgehend automatisieren.
Also nix mehr mit RAM nachkonfigurieren oder mehr CPU-Power bereitstellen.

Aber: Wie schon gesagt, dass ist meine persönliche Auffassung von einer "Cloud".
Mitglied: manuel-r
manuel-r 28.03.2011 um 16:47:02 Uhr
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Wenn du meinen obigen Beitrag ein bißchen in die Sicht des Anwenders rückst ist ein virtualisiertes RZ in einem größeren Unternehmen in dem Zusammenhang nichts anderes (und deshalb niicht anders zu betrachten) als das was heute als Cloud vermarktet wird.
Der Anwender braucht mehr Rechenkapazität oder mehr Speicherplatz und erwartet diesen optimalerweise ohne sein Zutun zu bekommen. Genau das können (und tun) wir in virtualisierten Umgebungen.
Vor vielen Jahren mussten Abteilungen sich noch Rechenzeit auf der "Großrechner" reservieren und entsprechend planen. Heute wird erwartet, dass die Leistung jederzeit zur Verfügung steht. Und über Provissioning (bzw. Over-Provisioning) kann ich das tun. Ich habe bspw. echte also physikalische 48GB RAM im VM-Cluster zur Verfügung und betreibe 10 VMs mit bspw. 8GB RAM. Da fragt jeder normale Mensch "Hä? Das geht doch nicht". Rechnerisch natürlich nicht. Unter der Annahme, dass aber gerade nicht alle Maschinen ständig den RAM voll nutzen geht es halt doch.
Hostingprovider machen das seit Jahren mit ihren vServern und Webspace-Angeboten. Da werden großzügig mit jedem Paket 10GB Speicherplatz verkauft, obwohl auf der Maschine die 20 Kundensites beherbergt nur 100GB Speicherplatz vorhanden sind.
"Die Cloud" ist halt nichts bahnbrechend neues...
Mitglied: Shao-Lee
Shao-Lee 28.03.2011 um 18:23:38 Uhr
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Vollste Zustimmung!
Was mich ehrlich ärgert, ist, wie der Modebegriff "Cloud" in der Werbung kommuniziert wird. Das macht nämlich jedes Unternehmen grad so, wie es am Besten in den Flyer passt.
Und dann wird da mit diesem Zauberwort suggeriert, wie einfach, ausfallsicher und mit so viel weniger Aufwand alles zu administrieren ist.
Tatsächlich stehen eine handvoll moderner & intelligenter Automatisierungsprozesse einer immer komplexer werdenden Systemarchitektur gegenüber.
Es fehlt halt einfach eine Definition, was die Cloud denn ganz konkret ist. Dann kann man vollmundig beworbene IT-Prozesse auch einordnen.
Mitglied: curlybiggelow
curlybiggelow 31.03.2011 um 08:53:18 Uhr
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Ich bin überhaupt nicht begeistert von den Bestrebungen 'alles in die Cloud' auszulagern. Wenn Ich nicht mehr weiß, auf welchem physikalischen Server meine Daten liegen (ich meine rechtsrelevante Daten, personenbeziehbare), kann ich als IT-Sicherheitsbeauftragter und/oder Datenschutzbeauftragter auch nicht für die Sicherheit meiner Daten garantieren (Zugangskontrolle, Abgangskontrolle, etc.). Ich habe nach jetziger Lage der Dinge doch nicht mal eine Möglichkeit der vertraglichlen Absicherung mit Cloud-Anbietern, wenn diese mir nicht zu jeder Zeit garantieren können, dass meine Daten nicht auf irgeneinem US-Server liegen und damit in einem Datenschutzrechtlichen 'unsicheren Drittland' ! Von einem Audit vor Ort mal ganz zu schweigen ..

Das 2002 geänderte US-Recht ist sowieso das größte Problem bei dem ganzen Cloud-Gewese. Das Heimatschutz-Ministerium benötigt nämlich keine richterliche Verfügung mehr, wenn es Daten von 'Verdächtigen' einsehen will, die nicht in den eigenen Räumlichkeiten vorgehalten werden, sondern bei einem Dienstleister liegen. Der Eigentümer der Daten braucht nicht einmal mehr über einen solchen Zugriff informiert zu werden. In Zeiten von Echelon reicht eine einzige EMail mit einem indizierten Wort und schon fällt man in die Kategorie 'Verdächtiger'.

Das europäische Datenschutzrecht ist zwar nicht durchgängig homogen, aber die Einschätzung der USA als 'unsicheres Drittland' wird in fast allen europäischen Ländern geteilt. Damit hat die USA den gleichen Sicherheitsstatus wie der Kongo, Lybien und der Iran - das hat schon was !

Was nützt einem ein ausgelagerter 'Service' wenn dieser aus den besagten Gründen keine Adressen oder andere personenbeziehbare Daten verarbeiten darf ? Ich sehe im Augenblick keinerlei Chancen eine solche Technologie in einem kommertiellen Rechenzentrum zu nutzen. Wir verarbeiten z.B. keine Daten, die im Zweifelsfall nicht unter das deutsche Datenschutzgesetz fallen.

P.S: und nein ! Niemand speichert seine Daten bei Google oder in einer Amazon-Cloud - ich kenne jedenfalls niemanden, der sich so etwas traut. Jedenfalls nicht, so lange er grundlegende Deutsche Gesetze einhalten muss.