itsdows
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Wie funktioniert Jugendschutzsoftware?

Hallo,
ich schreibe gerade meine Masterarbeit zum Thema Jugendschutz im Intenet. Man kann das Thema wol kaum behandeln ohne über Jugendschutzsoftware wie JusProg, Norton Family oder Telekom Kinderschutz zu sprechen.

Meine Frage ist: Wie funktioniert diese Software technisch? Wo dockt sie an?

Für Antworten, Tipps zur Recherche bin ich sehr dankbar :D

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Mitglied: 64748
64748 May 17, 2013 at 13:02:48 (UTC)
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Hallo itsdows, willkommen hier im Forum,

es gibt unterschiedliche Konzepte. Windows 7 z.B. bietet die Möglichkeit für jeden User die Anmeldezeiten festzulegen. Damit können Eltern festlegen, dass die Kinder nur an den Computer können, wenn die Eltern zu hause sind.

Zweite Möglichkeit ist der Jugendschutz den viele Antivirenprogramme in der Kaufversion zur Verfügung stellen. Ich kenne das so, dass dann bestimmte Internetseiten blockiert werden. Du kannst mal nach "proxy" googlen, das ist das Prinzip.

Weitere Möglichkeit ist das Blockieren von bestimmten Begriffen, so dass z.B. bei Google oder youtube nicht mehr nach P*rn* oder S3x gesucht werden kann (allerdings weiß ich nicht, wie das technisch umgesetzt wird), vermutlich werden die Formulare im Browserfenster überwacht.

Wichtig ist zu unterscheiden, dass bestimmte Dinge (z.B. Browserplugins) nur auf Benutzerebene funktionieren, also auch vom Benutzer wieder ausgeschaltet werden können, das ist also ungeeignet.

Nach meiner Erfahrung sind die größte Sicherheitslücke beim Jugendschutz diejenigen Eltern, die kapituliert haben oder vor dem Problem die Augen verschließen. Ich höre häufig das Argument "Die Kinder haben sowieso viel mehr Ahnung als ich und umgehen den Jugendschutz". Das ist aber in den allermeisten Fällen Blödsinn.

Markus
Member: aqui
aqui May 17, 2013 at 13:03:19 (UTC)
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Eigentlich funktioniert sie gar nicht. Mehr oder weniger sind (fast) alle Lösungen diletantisch, die pfiffige Kinder in Minutenschnelle aushebeln.
YouTube ist voll von solchen Anleitungen wie sowas umgangen werden kann.
Zusätzlich erfordert eine einigermaßen wasserdichte Lösung ein erhebliches Fachwissen auf Elternseite was nur in absoluten Ausnahmefällen wirklich vorhanden ist.
Es hapert also schon an den Grundlagen an sich...
Mitglied: 64748
64748 May 17, 2013 at 13:20:49 (UTC)
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Zitat von @aqui:
Eigentlich funktioniert sie gar nicht. Mehr oder weniger sind (fast) alle Lösungen diletantisch, die pfiffige Kinder in
Minutenschnelle aushebeln.
YouTube ist voll von solchen Anleitungen wie sowas umgangen werden kann.
Naja, die meisten Kinder kommen aber nicht so weit, bzw. es fehlt die "kriminelle Energie".

Zusätzlich erfordert eine einigermaßen wasserdichte Lösung ein erhebliches Fachwissen auf Elternseite was nur in
absoluten Ausnahmefällen wirklich vorhanden ist.
Es hapert also schon an den Grundlagen an sich...
Die Eltern sind gefordert sich damit auseinander zu setzen. Sonst muss eben ein Fachmann ran.

Oft reicht es auch schon, wenn die Eltern sich für das interessieren, was die Kinder im Internet machen.

Markus
Mitglied: 102534
102534 May 18, 2013 at 06:42:34 (UTC)
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Zitat von @64748:
> Zitat von @aqui:
> ----
> Eigentlich funktioniert sie gar nicht. Mehr oder weniger sind (fast) alle Lösungen diletantisch, die pfiffige Kinder in
> Minutenschnelle aushebeln.
> YouTube ist voll von solchen Anleitungen wie sowas umgangen werden kann.
Naja, die meisten Kinder kommen aber nicht so weit, bzw. es fehlt die "kriminelle Energie".

> Zusätzlich erfordert eine einigermaßen wasserdichte Lösung ein erhebliches Fachwissen auf Elternseite was nur
in
> absoluten Ausnahmefällen wirklich vorhanden ist.
> Es hapert also schon an den Grundlagen an sich...
Die Eltern sind gefordert sich damit auseinander zu setzen. Sonst muss eben ein Fachmann ran.

Oft reicht es auch schon, wenn die Eltern sich für das interessieren, was die Kinder im Internet machen.

Markus

Ich denke nicht das eine Diskussion sinnvoll ist was Kinder brauchen und was nicht.

Zum Thema:
Die Anbieter verkaufen hier meist nur eine Art Proxyfilter mit hübschem Interface... Was kann man einstellen? Teilweise einen Zugriffschutz auf verschiedenen Altersebenen, Zugriffszeiten sowie Zeitbudget, Whitelists für Benutzer die dürfen bzw. gar nicht dürfen.
Member: itsdows
itsdows May 18, 2013 at 11:23:41 (UTC)
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Vielen vielen Dank für die Antworten.

Ich hatte mit meiner Frage jedoch mehr auf eine technischere Sicht abgezielt weswegen ich die Frage auch unter "Entwicklung" aufgehangen habe. Dennoch schätze ich die Antworten von hmarkus, aqui & win-dozer sehr, die mir schon ein gutes Bild von der Meinung zu solch Programmen und der generellen Funktionsweise dieser gegeben haben.

Also nochmal etwas spezieller ;)
Wo hängt sich JusProg beispielsweise bei Windows ran, um seine White-/Blacklists durchzusetzen? Einen Proxy (zumindest unter den Windows Internetoptionen) sehe ich da leider nicht.

Und, für mich aus der technischen Sicht, fast noch interessanter: Wie funktioniert diese Android-App "Child Protect" von Vodafone. Die triggert irgendwie den Start aller Programme auf dem Telefon und legt sich quasi davor. Wusste gar nicht das so was möglich ist....
Mitglied: 64748
64748 May 18, 2013 at 13:52:00 (UTC)
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Zitat von @itsdows:
...
Also nochmal etwas spezieller ;)
Wo hängt sich JusProg beispielsweise bei Windows ran, um seine White-/Blacklists durchzusetzen? Einen Proxy (zumindest unter
den Windows Internetoptionen) sehe ich da leider nicht.
Es ist das Prinzip eines Proxy. Der "Dienst" Proxy kann ja auch auf dem lokalen Rechner laufen, es muss nicht ein separater Server sein.
Auf der Website von JusProg steht
...
JusProg setzt sich zusammen aus einer Filtersoftware und einer sog. Filterliste
...
Ein Proxyserver ist quasi ein Filter für den gesamten Internetverkehr, technisch sehr ähnlich einer Firewall. Unterschied ist, dass bei einem Proxy Webadressen gefiltert werden während bei einer Firewall Ports gefiltert werden. Dazu muss man wissen, dass ein Netzwerkprotokoll immer an einen Port gebunden ist. Also z.B. imap (Mailprotokoll) u.a. Port 143. Wenn man also diesen Port sperrt, dann funktioniert das Protokoll nicht mehr.

Das bedeutet, wenn man mehrere Kinder mit eigenem Computer hat, dann ist es praktischer einen Proxyserver zu benutzen anstatt auf jedem Computer eine Jugendschutzsoftware zu installieren.
Grundsätzlich geht das auch kostenlos z.B. mit squid

Und, für mich aus der technischen Sicht, fast noch interessanter: Wie funktioniert diese Android-App "Child
Protect" von Vodafone. Die triggert irgendwie den Start aller Programme auf dem Telefon und legt sich quasi davor. Wusste gar
nicht das so was möglich ist....
Das weiß ich auch nicht face-wink

Grundsätzlich, gibt's neben dem Jugendschutz im Internet auch die Möglichkeit, die Ausführung bestimmter Programme zu verhindern (ebenfalls mit Black- bzw. Whitelists). Das sollten Jugendschutzprogramme eigentlich auch unterstützen.

Markus
Member: itsdows
itsdows May 21, 2013 at 11:33:09 (UTC)
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Vielen Dank Markus.
Dieser Firewallvergleich kam mir bisher nicht in den Sinn. Warum eigentlich nicht?
Aber klar: Ein Jugendschutzprogramm ist im Prinzip eine umgedrehte Firewall. Die Firewall reguliert den Zugriff auf den Rechner und die Jugendschutzsoftware reguliert den Zugriff aufs Internet.
Jugendschutzprogramme gehen, wie du schon angemerkt hast, sogar noch weiter und blockieren Programme und Anmeldeversuche.
Ein dickes Dank nochmal für die gedankliche Initialisierung! face-smile

Wegen der Android "Child Protect" werde ich nochmal an ein Android-Fachforum richten.

Wer noch etwas zu dem Thema loswerden möchte: Immer her damit! Ich freue mich sehr über alle Denkanstöße zu dem Thema.