frank
Goto Top

Sascha Lobo: Die Standpauke, die die Netzgemeinde ins Mark trifft: Wir haben versagt!

Sascha Lobo, der bekannte Hobby Internet Lobbyist hat die Eröffnung Keynote der re:publica gehalten und die Netzgemeinde mit einer erschreckenden Wahrheit den Spiegel vorgehalten: Was ist Euch das Internet Wert? Antwort: Nichts! Es wird mehr für Vogelschutz getan, als für den Schutz des freien Internets. Die Netzgemeinde ist nicht in der Lage sich zu organisieren oder mehr als ein paar Twitter Nachrichten zu senden. Seine Vergleiche passen wie die Faust aufs Auge. Seine Message war klar und deutlich: "Wir, die "Internet-Versteher" haben versagt!“.

Das traurige dabei -> er hat leider Recht!


Gruß
Frank

http://t3n.de/news/sascha-lobo-habt-versagt-543664/

Content-Key: 237496

Url: https://administrator.de/contentid/237496

Printed on: April 24, 2024 at 16:04 o'clock

Member: falscher-sperrstatus
falscher-sperrstatus May 08, 2014 at 08:50:33 (UTC)
Goto Top
Guten Morgen Frank,

wen wundert es, wenn man sich die selbst ernannte "Avantgarde" der Internetgemeinde anschaut. (PP) Die starke Internetgemeinde hat längst erkannt, dass es keinen Sinn macht in dieser zielführend mit wirken zu wollen und hat sich den großen Firmen zugewandt, die Lobo wohl durch die Blume mitkritisiert.

Aber nichts desto trotz ist auch fraglich, wie viel Engagement bei Ihm dahinter steht, nur, weil er in dieser Rolle sehr gut verdienen kann.

Beste Grüße,

Christian
Member: C.R.S.
C.R.S. May 08, 2014 at 19:13:57 (UTC)
Goto Top
Wir-Gefühl, viel Pathos, weinerliche Überhöhung der eigenen politischen Ansichten und einfache Feindbilder, zu deren militanten Bekämpfung Lobo aufruft.
Eine radikale Minderheiten-Position im Pluralismus zum reinen Marketing-Problem zu erklären, zeugt von einem Demokratieverständnis, das auf den Defekt der Demokratie setzt, und weckt wenig Vertrauen.

Hier kann man für die Bekassine spenden: https://www.lbv.de/spenden-helfen/spenden/spendenformular.html
Member: Frank
Frank May 08, 2014, updated at May 10, 2014 at 21:15:15 (UTC)
Goto Top
Hi C.R.S.,

das sehe ich anders. Ich bin sicher kein Fan von Lobo, aber die Vergleiche passen recht gut zur aktuelle Generation und dessen Handeln. Letztendlich sind es Fakten und es ist eigentlich egal, ob es die Person "Lobo" oder eine andere Person präsentiert hat. Es ist ein einfacher Vergleich wo der LBV sicher nicht als Feind angesehen wird. Der Vergleich soll den Irrsinn, die Tatenlosigkeit und das heutige Wertverhältnis der Generation "Internet" aufzeigen. Das macht er aus meiner Sicht sehr gut (sicherlich etwas plakativ, aber es sitzt).

Wieso der Kampf um die Freiheit und Unabhängigkeit des Internets jetzt "radikal" sein soll, ist mir aber schleierhaft. Die Menschen, die für das freie Internet kämpfen sind keine radikale Minderheit. Außerdem sagt er nicht, dass unsere Demokratie defekt ist - nein, es ist das Internet, was defekt ist.

Aber gut, man kann sich natürlich mit ein paar Sätzen über politische Feindbilder, Radikalismus, Minderheiten und einem falschen Demokratieverständnis glücklich reden - das macht die aktuelle Generation ja aus. Sätze wie "Da kann man halt nichts machen" sind hier Standard. Die Anpassung an die Firmen wie es @certifiedit.net sieht und das Vermeiden jeglicher Verantwortung dazu ist sicher der einfachste Weg. Ganz nach dem Motto: "Widerstand ist zwecklos, wir sind die Borg".

Natürlich ist eine Spende für die Bekassine toll, für ein freies Netzwerk wäre sie aber besser angelegt: https://netzpolitik.org/spenden/

Jeder natürlich wie er will. Fröhliches assimilieren face-wink

Gruß
Frank
Member: wiesi200
wiesi200 May 10, 2014 at 16:36:11 (UTC)
Goto Top
Hallo,
bei der Gelegenheit.

hat von euch schon jemand die Werbung zu "E-Mail Made in Germany" gesehen?

Eigentlich ist doch da die E-Mail Unverschlüsselt abgelegt werden die Aussage das niemand die E-Mail Mitlesen kann doch eine Irreführende Werbung.
http://de.wikipedia.org/wiki/Irref%C3%BChrende_Werbung
Member: falscher-sperrstatus
falscher-sperrstatus May 10, 2014 at 16:42:44 (UTC)
Goto Top
Nur geht kaum (ein großer) dagegen vor, weil sie es nicht anders machen. Dasselbe wohl auch bei den kleinen - ich weiss momentan nicht, ob die ganzen grünen/abhörsicheren StartUps die Absicherung auch von Serverseite gewährleisten.
Member: C.R.S.
C.R.S. May 11, 2014 at 20:00:12 (UTC)
Goto Top
Hallo Frank,

von dieser "Angepasstheit" oder "Gleichgültigkeit" scheint auch Sascha Lobo auszugehen. Warum nicht in Betracht ziehen, dass andere Menschen einfach eine andere Meinung haben?

Naturschutzorganisationen haben bereits vor Jahrzehnten aufgehört, den Leuten, die sie gewinnen wollen, Ignoranz vorzuwerfen, nur weil die mit anderen Fragen beschäftigt sind als dem Wohl der Bekassine. Insofern sehe ich in dem Vortrag schon keine Tendenz zur Professionalisierung sondern nur eine neue Stufe der Selbstgerechtigkeit.

Radikal sind die Positionen Lobos, weil sie nur Schwarz und Weiß kennen, daher voraussichtlich keine Mehrheit hinter sich versammeln können, aber zugleich anderen Meinungen sehr intolerant gegenüber stehen. Ab Minute 52 genau hinhören: Jemand, für den das "Brandmarken der Gegnerschaft" das Mittel der Wahl ist, wirft anderen Demokratiefeindlichkeit vor.

Diese Einstellung ist an einer typischen Begriffswahl zu erkennen, die vorrangig zweierlei Zwecken dient: Der Irreführung, indem sie die eigene Lobby-Gruppe und die ihre Anliegen größer scheinen lässt als sie sind, und der Polarisierung, indem sie suggerieren, es stünde eine Entscheidung zwischen ihren Idealen einerseits und dem totalen Untergang andererseits an.

Überwiegend kommerzielle Kommunikationsdienstleistungen werden daher zum "freien Internet" erklärt und überwiegende Konsumenten mit unterschiedlichsten Interessen zur "Netzgemeinde", für die Sascha Lobo dann auf der entsprechenden Domain zu sprechen droht (macht er das nicht seit jeher?).
Die Auseinandersetzung sei ein "Kampf" und nicht eine Debatte. Wer sich diesem Kampf nicht anschließt, sei nicht nur zu dumm und angepasst, um den vermeintlichen Ernst der Lage zu erkennen. Darüber hinaus wird ihm implizit abgesprochen, im demokratischen Prozess überhaupt gesetzliche Befugnisse legitimieren zu können. Denn diese gesetzlichen Überwachungsaufträge seien ja gerade nicht Ergebnis demokratischer Prozesse sondern nur Symptom der "Kontrollsucht" und des "Spähfanatismus" der Beauftragten, der "Spähradikalen", die bekämpft und diffamiert werden müssten.

Sachverhalte ganz unterschiedlicher technischer und rechtlicher Natur, von Quellen-TKÜ, über Vorratsdatenspeicherung bis zur strategischen Fernmeldeaufklärung, werden in eine einzige Kategorie "Totalüberwachung" integriert.
Vor dem so vergröberten Hintergrund, der nichts mehr mit einer technischen oder rechtspolitischen Wirklichkeit gemein hat, sollen die einfachen Antworten eines Lobo zu komplizierten Fragen der Abwägung von Freiheit und Sicherheit plausibler wirken.

Beispiel Heartbleed: Das Essay von Michael Daniel ist richtig damit zitiert, dass die Nutzung oder Veröffentlichung eines solchen Bugs eine Einzelfallentscheidung ist. Ich halte das für einen sachgerechten und differenzierten Ansatz, wenn eine Regierung verschiedene nationale und globale Interessen in Ausgleich bringen muss. Die Kritik Lobos besteht augenscheinlich darin, dass es überhaupt einen ergebnisoffenen Ansatz in dieser Frage gibt.

Beispiel Third-Party-Rule: Es ist unter jeder Regierung eine klare Bedingung der nachrichtendienstlichen Zusammenarbeit, dass von ausländischen Diensten gelieferte Daten nicht ohne ihre Zustimmung an einen Ausschuss (oder sonst wen) gegeben werden können. Damit zu brechen, bedeutete nicht nur aktuelle politische Verstimmungen, sondern dass deutsche Dienste kaum mehr eine Information aus irgendeinem Ausland mehr erhalten werden. Auch diese andere Seite gibt es für Lobo nicht.

Das Schema setzt sich in anderen, hier nicht angesprochenen Themen der re:publica fort, etwa bei der Netzneutralität. Netzneutralität, das wird jedem hier klar sein, ist in öffentlichen Kommunikationsnetzen keine technische Ja-/Nein-Option. Es geht um ein konkretes Maß relativer Neutralität verschiedener Angebote gegenüber verschiedenen Teilnehmern, um bestimmte regulatorische Ziele zu erreichen. Diese Diskussion kann nicht mitgestalten, wer sich nicht auf die Detailebene um die Festlegung dieser Ziele und ihrer rechtlichen und technischen Umsetzung einlässt, sondern nur "irgendwie für Netzneutralität" ist. Er ist auch anfällig für Manipulation durch Leute, die ihm schwarz-weiß erklären wollen, ob (und natürlich: wessen) Netz "neutral" sei oder nicht.

Diskussionen mit solcher Relevanz können vor und mit einer Öffentlichkeit, wie sie die re:publica bieten würde, auf einem ganz anderen Niveau geführt werden. Glenn Greenwald bspw. macht seinen Punkt viel konstruktiver und überzeugender, hier bei Munk-Debates (ab Min. 30 geht es los).

Grüße
Richard
Member: Frank
Frank May 12, 2014 updated at 01:29:17 (UTC)
Goto Top
Hallo Richard,

gute Antwort und gut geschrieben, Kompliment.

Warum nicht in Betracht ziehen, dass andere Menschen einfach eine andere Meinung haben?

Ich glaube nicht, dass es hier um die einfache Frage nach der persönlichen Meinung geht. Auch sehe ich hier nicht die Frage nach dem richtigen Gegner oder der Organisation. Der vorhandene Vergleich hätte mit jeder Art von Organisation, die sich schon etabliert hat, funktioniert. Für mich geht es hier um das Erkennen und um die Bereitschaft, dass was man erkannt hat, zu verteidigen.

Das sich Lobo der gleichen Mittel bedient, die auch die Bildzeitung groß und mächtig macht, ist verständlich. Er will die Masse auf "einfache" Art an das Problem heranführen. Details sind da eher störend und wenn wir ehrlich sind, ist es der Masse auch egal. Ich persönlich würde mich in dieser Diskussion auch gar nicht so sehr auf die Person Lobo konzentrieren, sondern auf das, was er versucht durch diese Vergleiche zu sagen. Das zerlegen seine Rede ins Detail hilft da nicht wirklich weiter.

Was für mich bleibt, ist die Tatsache, dass das eigentliche Problem bei den meisten Menschen noch gar nicht im Bewusstsein angekommen ist. Daher ist es gut, dass Menschen wie Lobo das Probleme auf einen einfache Aussagen reduziert und provoziert. Dies führt zu Aufmerksamkeit. Mit der Methodik der provokantischen Deformation seiner Gegner schafft er ein Feindbild - und genau das braucht die Masse - genau das macht die Gegenseite auch. Simpel, Schwarz-Weiß und es funktioniert.

Das es in Wahrheit kein eindeutiges Feindbild gibt, ist nur ein Detail am Rande und für die wenigsten greifbar. Der Schwarz-Weiß Gedanke ist wichtig um die Masse in eine Richtung zu lenken. Die Grauzone ist nur für wenige "Versteher" reserviert.

Für mich treffen hier unterschiedliche System aufeinander, keine Personen, sondern Ideen. Da gibt es die Seite mit dem Drang nach Freiheit und Neutralität - und auf der anderen Seite geht es um Kontrolle und um Überwachung. Alles eine Sichtweise.

Historisch gesehen kommt das Netz aus der Überwachung (ARPANET), es wurde freigelassen und hat sich in dieser Freiheit prächtig entwickelt. Heute, wo viele Menschen damit verbunden sind, will die Überwachung und ganz neu die Wirtschaft mit ins Spiel. Die Frage, wer der Stärkere von beiden ist, wird noch geklärt. Die bisherige Freiheit hat in den meisten Punkten aber bereits verloren und zieht sich langsam zurück.

Und genau das, ist die Kernaussage von Lobo. Die Masse erkennt nicht, das die bisherige Freiheit im globalen Netz ein jähes Ende finden wird, dass die Neutralität bereits auf dem Wege ist, sich selbst aufzugeben und das die Überwachung und die Wirtschaft alles, aber auch wirklich alles unternehmen wird, um die absolute und uneingeschränkte Machtposition zu festigen. Der Masterplan dazu ist längst geschrieben und wird aktuell umgesetzt. Was ausbleibt ist die Erkenntnis der Folgen oder aber dessen Kritik. Lieber beschäftigt sich die Masse, aka die aktuellen Generation, mit anderen schönen Dingen.

Niemand wird wohl bezweifeln, dass ein neutrales und freies Internet nicht existieren kann, wenn es überwacht und kontrolliert wird - das wäre naiv. Sollen wir uns trotzdem in die Grauzone bewegen und überlegen, ob uns "ein wenig" Freiheit im Internet und "ein wenig" Neutralität ausreicht? Gibt es wirklich einen Mittelweg? Evtl. ist das die Lösung. Würde der Mittelweg auf Dauer funktionieren? Wer kontrolliert die Kontrolleure?

Wir, die Internet-Versteher, die Profis der Internetgemeinde, suhlen uns in den Details und in unendlichen Diskussionen dazu. Wir haben längst aufgehört das große Ganze zu erkennen. Dabei wissen wir es besser, beachten die Tatsache aber kaum. Aus meiner Sicht haben wir längst verloren und ich kann Lobo nur gratulieren, dass er mit ein paar simplen Vergleichen und ein wenig Provokation dieses komplexe Thema wieder an die Oberfläche gebracht hat - wenn auch nur auf Bild Niveau. Evtl. wachen ja ein paar Versteher auf und verhindern das schlimmste.

Was ist uns also das Internet Wert? Eine gute Frage die die aktuelle Internet Generation ganz schnell lösen sollte. Lobo hat die Frage für sich bereits beantwortet.

Diskussionen mit solcher Relevanz können vor und mit einer Öffentlichkeit, wie sie die re:publica bieten würde, auf einem ganz anderen Niveau geführt werden.

Die Diskussion, die Du dir wünschst, würden in der Luft verpuffen, da kein "Mann des Volkes" die Thematik der Masse erklärt.


Gruß
Frank
Member: brammer
brammer May 12, 2014 at 08:46:54 (UTC)
Goto Top
Hallo,

Was ist uns also das Internet Wert? Eine gute Frage die die aktuelle Internet Generation ganz schnell lösen sollte. Lobo hat die Frage für sich bereits
beantwortet.

Wer oder was ist den die aktuelle Internet Generation?

Das Internet, so wie es aktuell genutzt wird besteht aus einer wilden Mischung von Nutzern.

Das sind noch User dabei die mit einem Modem und Win XP ab und an mal Mail lesen oder sich bei Bedarf mal ein ein paar Informationen ziehen.
Da sind User dabei die den Begriff "Offline" als "kurz vor dem Weltuntergang" kategorisieren würden.
Das Gros sind Nutzer die mehr oder weniger häufig online ist, mit verschiedenen Geräteklassen (Smartphone; Tablet; Handy; Desktop PC....), aber relativ ähnliche NutzerProfile haben.
Ein weiterer Großer Userteil sind die jenigen die viel im Büro online arbeiten.
Und dann natürlich noch die, und davon sind einige hier, die das Internet mehr oder weniger am Leben halten, die Administratoren....
Und viele User sind nach Feierabend Teil einer anderen NutzerGruppe.

Diskussionen mit solcher Relevanz können vor und mit einer Öffentlichkeit, wie sie die re:publica bieten würde, auf einem ganz anderen Niveau
geführt werden.

Und wieviele Teilnehmer sind bereit sich intensiver mit einem derart komplexen Thema wirklich auseinander zu setzen?
Und wieviele Teilnehmer sind bereit sich intensiver mit einem derart wichtigen Thema wirklich auseinander zu setzen?

Die Diskussion, die Du dir wünschst, würden in der Luft verpuffen, da kein "Mann des Volkes" die Thematik der Masse erklärt.

Wer könnte den diese Aufgabe übernehmen?
Wer wäre den der "Mann des Volkes" der das Thema so spannend, einfach, hintergründig, plakativ, korrekt und nachdrücklich Vertreten könnte?

Ich sehe das Problem vor allem daran das viele User das Risiko zwar ansatzweise sehen, aber sie schwanken zwischen Resignation, nach dem Motto "Ich kann es doch sowieso nicht ändern" und einer gewissen "Sch*** Egal Haltung" die aus dem Efahrungen der letzten Jahre resultiert.....

brammer