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IP-Telefonie priorisieren nach 802.1p

Hallo zusammen,

ein Freund von mir hat ein Haus gebaut und ich richte ihm Netzwerk, Internet und Telefon ein.

Ärgerlicherweise wird er nur eine 6.000er Leitung bei der Telekom haben (Kabelanschluß wurde erst gar nicht angeboten / gelegt).

Deshalb würde ich ihm gerne die Telefonie priorisieren, damit die immer sauber funktioniert, auch wenn am PC grad viel Traffic durchgeht.

Das Setup wäre folgendes:
Modem Draytek Vigor 130
Router Mikrotik hEX
Telefon Gigaset C430 Go

Die Idee wäre aktuell den Traffic im Router zu priorisieren. Das Telefon ist ein IP-Telefon, und würde direkt am Router hängen.
Telefon ins eigene VLAN, VLAN im bridge-filter auf höchste Stufe priorisieren, fertig.

Mit QoS habe ich bisher noch keine Erfahrungen gemacht - deshalb meine Fragen:
1) Müsste das so gehen, oder was muss man noch beachten / ändern?
2) Wie läuft das zwischen Router und Telekom? Muss ich den VoIP-Paketen aus dem Router-Gateway ausgehend noch irgendwas mitgeben, oder werden die innerhalb des Telekom-Netzes automatisch priorisiert?
3) Muss das Modem dafür ausgelegt sein (wenn ja: ist es das?), oder leitet das den Traffic einfach nur durch und ist somit unbeteiligt, was die Priorisierung angeht?

Vielen Dank vorab!

Gruß,
Colt

Content-Key: 329965

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Ausgedruckt am: 19.03.2024 um 03:03 Uhr

Mitglied: aqui
Lösung aqui 20.02.2017 aktualisiert um 08:46:40 Uhr
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1.)
Ja, das klappt so aber du solltest beachten das die 802.1p Priorisierung eine reine Layer 2 Priorisierung ist !
802.1p ist immer Teil des 802.1q Headers der auch für die VLAN Übertragung genutzt wird:
https://de.wikipedia.org/wiki/IEEE_802.1Q
Die Priority Bits anhand der der Switch die Priorisierung erkennen kann wird durch die Priority Code Point (PCP) Bits des Tag Control Information (TCI) Felds in ein zusätzliches VLAN-Tag kodiert
Das bedeutet im Umkehrschluss das ALLE Endgeräte die VoIP machen in deinem Netz oder dem des Freundes Tagged sein müssen und dein Switch ein VLAN Tagging zwingend supporten muss.
Wie bereits gesagt ist 802.1p im Gegensatz zu Layer 3 Priorisierung DSCP (DiffServ) einen reine Layer 2 Priorisierung auf Mac Adress Basis
2.)
Gar nicht !
Jeder Provider am Markt strippt generell ALLE Priority Bits, und dabei ist es vollkommen egal ob L2 oder L3, generell gnadenlos ab von jeglichen Paketen die in sein Netz kommen.
Die Kunden Eingangsrouter oder Systeme ignorioeren also diese Bits und entfernen sie.
Das ist auch klar, denn würden sie das nicht machen könnte jeder Ballerspiel Gamer Hansel im Provider netz sich Vorteil vor allen anderen verschaffen indem er seinen Traffic Priorisiert.
Es ist vollkommen klar das jeder Provider niemals Kunden ein Werkzeug an die Hand gibt um Traffic innerhalb seines Netzes zu manipulieren.
Das sagt einem aber auch schon der gesunde Menschenverstand ganz ohne IT Wissen !
Da aber .1p so oder so rein nur Layer 2 ist kann es niemals Router Grenzen überwinden. Es scheitert also allein schon an dieser Tatsache von vorn herein.
3.)
Ein Modem kann niemals dafür ausgelegt sein, denn ein reines Modem ist ein passiver Medienwandler. Reinen Modems haben rein gar nichts mit dem IP Paket Forwarding zu tun technisch.
Du vermischst hier mal wieder sehr laienhaft den Begriff Modem und Router was technisch ein himmelweiter Unterschied ist und hier im Forum immer wieder zu Missverständnissen führt face-sad Meinen tust du vermutlich wie immer einen Router ?!
Und ja...natürlich muss er dafür ausgelegt sein wenn du mit ihm Traffic klassifizieren willst und priorisieren willst.
Das ist aber immer der falsche Weg, denn klassifizieren und priorisieren sollen logischerweise IMMER die beteiligten Endgeräte selber machen !
Sprich also das Telefon oder das Voice Endgerät soll die Priorisierung vornehmen.
So wird es in der Regel auch gemacht. Telefone setzen fast immer den DSCP Wert 46 (EF). DSCP deshalb, da dies über Routergrenzen funktioniert weil eben L3 Prio im IP Header.
Alle Systeme in denen das IP Paket dann passiert liest diesen Wert und priorisiert das Paket intern entsprechend.
Hier lauert aber wieder die Falle dummer L2 Switch.
Ein billiger L2 Switch arbeitet rein auf Layer 2 Basis (Mac Adressen) der IP Header interessiert ihn deshlab logischerweise nicht. Folglich kann er aber auch den DSCP Header deshalb nicht lesen und interpretieren, der ja Teil des IP Headers ist.
Hier muss man also darauf achten das man einen Switch einsetzt der das kann.
Ebenso der Router. Billige Consumer Router ignorieren diese Settings und reichen nur durch. Der Router sollte also ToS Bits im DSCP Header lesen können um das Voice Paket entsprechend zu behandeln. Dein Punkt 3. !

Mit anderen Worten: Ja, du kannst im internen Netz bei ihm priorisieren und Nein, es macht keinen Sinn das ins Providernetz zu machen denn das ignoriert dieser bzw. setzt diese Werte eh wieder auf 0
Zu deiner Beruhigung:
Wenn der Providerrouter "sieht" das das internen VoIP Traffic ist also dein Freund auch VoIP des Providers ist den er nutzt klassifiziert und priorisiert der provider diese Voice Daten selber intern.
Externe VoIP Provider wie SIPgate, DUSnet usw. werden von Fremdprovidern logischerweise niemals priorisiert ! Das ist der böse Mitbewerb.
Eigentlich eine ganz einfache Logik die hoffentlich etwas Licht in dein Erfahrungsdunkel wirft ?!
Mitglied: 132272
Lösung 132272 20.02.2017 aktualisiert um 08:56:42 Uhr
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Und wie du das am Mikrotik praktisch machst steht hier:
http://wiki.mikrotik.com/wiki/Voip

Gruß
Mitglied: aqui
aqui 20.02.2017 aktualisiert um 09:20:18 Uhr
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Das MT Beispiel beschreibt aber nur reines CoS Priorisieren auf Layer 2 mit 802.1p. Das greift einzig nur im lokalen LAN und geht niemals über Routergrenzen.
Dafür ist es aber korrekt wenn man mal von der tatsache absieht das der Autor die Queue 8 benutzt was ein fataler Fehler ist, denn die benötigen die Geräte selber um Management Traffic ICMP, STP etc. zu priorisieren.
Queue 5 oder 6 wären die richtigen für Voice. Viele billige Switches haben aber auch nur 4 Prio Queues. Man sollte das also besser wissen vorher face-wink
Aber wie bereits gesagt 802.1p hilt dem TO nicht in Richtung Provider oder Internet.
Mitglied: 132272
132272 20.02.2017 aktualisiert um 09:30:20 Uhr
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Zitat von @aqui:

Das MT Beispiel beschreibt aber nur reines CoS Priorisieren auf Layer 2 mit 802.1p.
Eben nicht! Schau bitte genau hin : Layer-3 Prioritization face-smile
Dafür ist es aber korrekt wenn man mal von der tatsache absieht das der Autor die Queue 8
Sowas wie "Queue 8" gibt es auf dem Mikrotik nicht face-smile. Du meinst die Priority (Prio 8). Dort nutzt er aber Prio 2 entgegen deiner Aussage
und das ist korrekt Monsieur Aqui!
Mitglied: coltseavers
coltseavers 20.02.2017 um 13:24:11 Uhr
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Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank für die Antworten soweit.
Hier scheint es ein paar Unklarheiten zu geben, die ich erstmal ausräumen will:

1) Ich habe geschrieben: "Das Telefon ist ein IP-Telefon, und würde direkt am Router hängen."
In den Antworten wird mehrfach ein Switch ins Spiel gebracht. Von welchem Switch redet ihr?
Klar, ihr redet von generellen Erwägungen wegen L2 und L3, aber nur um es klarzustellen: zwischen Tel und Router hängt kein Switch.

2)
@aqui:
Mikrotik = Router, Draytek = Modem (Mikrotik-Router baut pppoe-Verbindung auf)
Was hab ich da jetzt für Begriffe verwechselt??


3)
Zitat von @aqui:
Wenn der Providerrouter "sieht" das das internen VoIP Traffic ist also dein Freund auch VoIP des Providers ist den er nutzt klassifiziert und
priorisiert der provider diese Voice Daten selber intern.
Bitte diesen Satz nochmal auf deutsch. Soll heissen?

Um das nochmal einfach runterzubrechen:
Ich verstehe durchaus den Unterschied zwischen L2 und L3. Da das Telefon ja nun direkt am Router an einem eigenen Port hängt, und nur dieser eine Router den Telefon-Traffic gegenüber dem anderen LAN-Traffic priorisieren soll, ist es doch eigentlich (in diesem Fall!) egal, ob ich das nun über 802.1p mache, indem ich den Traffic des Telefon-VLANs pauschal priorisiere, so wie hier im unteren Abschnitt erklärt VLAN-Prio mit 802.1p im Miktrotik ,
oder ob ich die Pakete markiere und eine queue tree bastle, wie es hier beschrieben ist:
VoIP-Prio per queue tree

oder?


Gruß,
Colt
Mitglied: 132272
132272 20.02.2017 aktualisiert um 13:42:22 Uhr
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Zitat von @coltseavers:
indem ich den Traffic des Telefon-VLANs pauschal priorisiere, so wie hier im unteren Abschnitt erklärt VLAN-Prio mit 802.1p im Miktrotik ,
oder ob ich die Pakete markiere und eine queue tree bastle, wie es hier beschrieben ist:
VoIP-Prio per queue tree

oder?
Genau das reicht hier absolut, mach es so.
Mitglied: aqui
aqui 20.02.2017 um 13:58:17 Uhr
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Von welchem Switch redet ihr?
Wenn du 802.1p benutzt ist das immer mit einem VLAN Tag verbunden. Dazu musst du dann einen Switch haben der Tagging nach 802.1q supportet oder...
Dein Router MUSS zwingend Tagging nach 802.1q supporten an dem Port wo das telefon angeschlossen ist !!!
Das ist doch oben technisch nun genau erklärt.
Die meisten der billigen Plastzikrouter zuhause wie Fritzbox oder Speedport usw. können KEIN Tagging. Damit ist dein Vorhaben dann per se schon tot mit .1p zu arbeiten.
Leider teilst du uns ja zudem auch nicht mit welchen Router du verwendest und so können wir nicht für dich mal in dessen Handbuch sehen ob der das kann face-sad
Mach dir erstmal klar worin genau der Unterschied zw. L2 und L3 Priorisierung liegt. Dann kommt auch dir schon das "aha" Erlebnis face-wink
2.)
OK, der MT kann mit 802.1p umgehen. Siehe Beispielkonfig von oben !
Aber .1p Prios können technisch niemals ins Internet gehen, da sie wie oben erklärt technisch bedingt Router Interfaces NICHT passieren können.
Folglich kommt also deine .1p Priorisierung niemals beim Provider an. Und auch wenn würde er sie abschneiden.
3.)
Der Provider analysiert den Voice Traffic nach IP Adressen (nur seine eigenen) und Voice Diensten (SIP und RTP) und priorisiert selber diese Pakete. Externe ToS oder CoS Settings in Pakete die an seiner Peripherie (Kundenzugänge) ins Netz kommen ignoriert er und setzt diese zurück auf "0".
Ich verstehe durchaus den Unterschied zwischen L2 und L3.
Das ist schon mal sehr gut !
ist es doch eigentlich (in diesem Fall!) egal, ob ich das nun über 802.1p mache, indem ich den Traffic des Telefon-VLANs pauschal priorisiere
Ja das stimmt ! Aber .1p geht nur lokal, da es Teil des layer 2 ist. Es wird also einzig und allein nur intern im Mikrotik priorisiert. Die IP Pakte die der Router an den Provider schickt sind ja schon geroutet (WAN Privider Port) und dort ist dann logischerweise kein QoS mehr drin.
Die priorisierung passiert nur im MT nicht aber auf der Strecke im Providernetz zum VoIP Gateway.
Wenn es dir nur darum geht das VoIP Traffic im MT vor allem anderen priorisiert wird, also wenn die Kids parallel Ballerspiele machen und die Frau am shoppen ist bei Amazon, da hast du recht, dann werden Voice Pakete vorgezogen vom MT beim Aussenden.
Mitglied: coltseavers
coltseavers 20.02.2017 aktualisiert um 19:52:56 Uhr
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Zitat von @aqui:
Dein Router MUSS zwingend Tagging nach 802.1q supporten an dem Port wo das telefon angeschlossen ist !!!
Tut er doch face-smile
Leider teilst du uns ja zudem auch nicht mit welchen Router du verwendest.
Äh doch, bitte nochmal meinen 1. Post lesen, da steht genau drin, dass es ein Mikrotik hEX ist. hEX ist die Modellbezeichnung. Kann man aber auch RB750Gr3 nennen, falls diese Dir besser gefällt. face-wink

Danke dennoch für Deine Erläuterungen!
Dass der Provider Markierungen von mir einfach abschneiden würde hatte ich noch nicht auf dem Schirm - aber hast ja natürlich recht - leuchtet ein, dass nicht jeder selbst priorisieren kann, wie er lustig ist.

Wenn es dir nur darum geht das VoIP Traffic im MT vor allem anderen priorisiert wird...
Jep - genau darum gehts mir.

Vielen Dank euch beiden!

Gruß,
Colt
Mitglied: aqui
aqui 21.02.2017 um 12:40:57 Uhr
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Jep - genau darum gehts mir.
Dann go for it. Die Konfig von oben ist dann die Lösung.

Sorry für das Missverstaändnis mit dem Router. Hab ich in den falschen Hals bekommen hier face-wink