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Der Labersack - geschrieben von Wolpertinger Butzen

Irgendwann 2007 einmal von einer Arcor-Homepage (nicht mehr existent) gespeichert, Quelle nicht mehr auffindbar und unbekannt

Vorwort

Endlich ist es soweit, endlich ist der Moment da, wo ich, Wolpertinger Butzen, meines Zeichens Redenschwinger und Schwinger von Reden, ein seminarbegleitendes Fachbuch veröffentliche. Seminarbegleitend? Noch nichts von meinem Seminar gehört? Na, dann aber ab in die Nachtschulbibliothek und anmelden. Wovon dieses Fachbuch handelt, fragt sich der geneigte Leser! Wovon soll es schon handeln, antworte ich. Lassen Sie sich doch einmal den Titel des Fachbuches langsam und gewissenhaft durch den Kopf gehen und vergleichen Sie den Buchtitel mit meinem Ruf. L A B E R S A C K ! Na, ist Ihnen ein Licht aufgegangen im Dunkel der Nachtschule? Ja? Dann fragen Sie sich mit Sicherheit, was der Inhalt des Fachbuches ist, und ich in meiner grenzenlosen Offenherzigkeit will mich natürlich nicht lumpen lassen und Ihnen sagen, worum es in diesem Buch geht.
Es geht im Wesentlichen um die 5 Ws, die 5 Ws, welche einen Redner zum L A B E R S A C K machen. 5 unvermeidliche Ws möchte ich sagen, welche die Spreu vom Weizen trennen, die untrennbar mir der hohen Kunst des Laberns verbunden sind. Wenn Sie diese 5 Ws beachten, dann ist es Schluss mit Reden, Tratschen, Snacken, Plaudern, Palawern, Mitteilen, Informieren oder wie auch immer Sie das bezeichnen wollen, was Sie bisher machen. Wenn Sie diese 5 Ws beachten, dann haben Sie es geschafft, Sie labern und sind wenn Sie diese Kunst bis zum bitteren Ende weiter in sich ausbilden, irgendwann ein echter L A B E R S A C K ! Also auf, lassen Sie uns nicht lange um den heißen Brei reden, was uns ohnehin nicht liegt, lassen Sie uns beginnen, in die hohe Kunst des Labern einzusteigen. Vergessen Sie alles bisher Gehörte und Gelesene. Nehmen Sie Abstand von Geist, Raum und Zeit und tauchen Sie in eine geheimnisvolle Materie ein. Holen Sie aus sich das heraus, was Sie bisher noch nicht wussten, dass es überhaupt in Ihnen steckt und lesen Sie über die Geheimnisse der 5 Ws!


Das erste W: Wer?

Das erste W ist eines der einfachsten Ws! Sie müssen wahrlich nicht viel beachten. Eigentlich müssen sie fast gar nichts beachten oder wie ich oft zu sagen pflege, beachten Sie zunächst nichts, außer dem ersten W! Das erste W ist, so sagt es bereits die Überschrift das Wer, und es will uns bzw. vielmehr dem Zuhörer oder Leser vermitteln, wer spricht. Und das ist nun wirklich einfach! SIE sind es der spricht. Einzig und allein: SIE! Niemand sonst, kein Anderer hat ein Wort zu verlieren! Schließlich sind SIE da, und SIE sprechen. Machen SIE das allen deutlich. Am besten bereits zu Beginn. Fangen SIE nie an zu labern ohne vorher gesagt - nein, ich möchte sagen - betont haben, wer SIE sind. Beginnen SIE jede Rede damit, sich vorzustellen. Das Argument, es würde am Ende des DK-Eintrags ja ohnehin stehen, wer SIE sind, ist ab heute nicht mehr von Bedeutung. SIE reden und SIE wollen, dass die Zuhörerschaft das gleich von Anfang an weiß und registriert. SIE reden und sie haben zu schweigen. Ein einfaches Prinzip, dieses erste W. Halten Sie sich daran, vernachlässigen Sie es nie. Schließlich wollen SIE Ihr Leben ab heute völlig ändern. SIE wollen, dass man IHREN Worten lauscht. SIE reden! SIE SIE SIE und nochmals SIE!


Das zweite W: Warum?

Machen Sie sich nun erst einmal deutlich, warum Sie sprechen wollen. Gehen Sie meditativ in sich, untersuchen Sie Ihr Innerstes und suchen Sie dieses nach Gründen ab, Warum Sie reden wollen. Nehmen Sie sich ruhig Zeit dafür, ich warte!
Na, einen Grund gefunden, warum Sie reden wollen? Ja? Dann vergessen Sie diesen Grund ganz schnell wieder. Es spielt keine Rolle. Sie sind ab heute ein L A B E R S A C K ! Und Labersäcke fragen nicht nach dem Warum. Sie wollen labern? Also tun sie es ohne Wenn und Aber und vor Allem ohne nach dem Warum zu fragen. Es spielt keine Rolle. Oder fragen Sie danach, warum Sie Hunger oder Durst haben? Nein, wenn Sie Hunger oder Durst haben, dann essen oder trinken Sie. Genauso sollte es sich mit dem Labern verhalten. Das Labern ist Ihnen von heute an ein Grundbedürfnis! SIE sind es, der labert (vergleiche: WER) und ein Warum interessiert von heute an nicht mehr. Punkt!


Das dritte W: Was?

Sie fragen sich gerade, was Sie überhaupt erzählen sollen, wo sich doch gar nicht wissen, warum sie was erzählen sollen? Gute Frage, das gebe ich zu. Aber ich lasse diese Frage nicht zu. Es gibt unendlich viele Themen, solche die bereits besprochen wurden und solche die noch nicht besprochen wurden. Greifen Sie einfach in den Topf von Themen. Verschließen Sie die Augen und greifen Sie zu. Es gibt kein Tabu, keine Regeln, kein Thema, das dumm und unsinnig genug ist, um es nicht zu behandeln. Wenn Ihnen das gezogenen Thema nicht gefällt, egal, nehmen Sie es trotzdem. Es spielt keine Rolle, fangen Sie einfach erst einmal an sich vorzustellen (vergleiche: Wer), und schon haben Sie, wenn Sie gut sind, die ersten zwei bis dreihundert Seiten geschrieben, und der Rest interessiert dann eigentlich schon gar nicht mehr. Es ist unwichtig, in den Hintergrund getreten und völlig vernachlässigbar. Wenn Sie das erste W, also das Wer, oder genauer gesagt das Wer spricht, exakt beachten, dann habe Sie es bereits geschafft, den Zuhörer so einzulullen, dass es unwichtig ist, was Sie von sich geben. Wichtig ist nur noch, dass Sie etwas von sich geben. Schließlich sind Sie von nun an nicht mehr irgendwer. Sie sind ein L A B E R S A C K !


Das vierte W :Wo?

Überall und ungebeten. Wo immer Sie stehen, gehen, liegen, laufen, rennen! Egal wo, überall und nirgends, vor Allem aber überall, das ist ab heute Ihre neue Devise, die Sie unbedingt beachten müssen. In der Dunkelkammer, in der Raucherecke, in Ihren Hausaufgaben, bei Klassentreffen, egal, es sind Ihnen keine Grenzen gesetzt. Sie sind ab heute ein L A B E R S A C K , werden Sie Ihrem Ruf gerecht, ohne Rücksicht. Treffen Sie jemand auf der Nachtschultoilette, egal, erzählen Sie dem Gegenüber alles. Auch keine Scheu, wenn in der Bibliothek was von absoluter Stille steht. Es interessiert Sie nicht mehr. Sie wollen labern, also tun Sie es.


Das fünfte W: Wieviel?

Ohne Wenn und Aber: Soviel es geht. Brechen Sie dabei jede Grenzen. Schreiben Sie Hausaufgaben über viele, viele Seiten. Der Inhalt ist ohnehin unwichtig und zu vernachlässigen. Wichtig ist, dass wenn Sie labern, dass Sie richtig labern. Labern Sie Hausaufgaben von Längen, wie Sie noch niemand zuvor gesehen hat. Wenn es am Thema vorbei geht, kein Problem, labern Sie weiter. Schalten Sie Ihr Hirn ab, oder besser noch, geben Sie es am Eingang ab. Lassen Sie sich fallen, werden Sie eins mit der Tastatur. Vergessen Sie alles um sich herum, nur eines nicht, zu labern. Reihen Sie Buchstaben, Wörter, Sätze, Seiten aneinander. Machen Sie zwischendurch einen Punkt, aber viel wichtiger: Benutzen Sie viel mehr Kommas. Verschachteln Sie Sätze bis zur Unkenntlichkeit, bis Sie selbst nicht mehr wissen, was Sie sagen wollten. Aber das ist völlig nebensächlich, Hauptsache es ist viel! Sehr viel! Sehr, sehr viel


Nachwort!
Das Nachwort ist ein wichtiger Bestandteil, des L A B E R S A C K S. Wenn der Hörer oder Leser denkt, jetzt sind Sie endlich fertig, dann setzen Sie noch einen nach. Unerbittlich und gnadenlos. Aber das nur nebenbei. Was ich eigentlich mit diesem Nachwort sagen wollte ist das Folgende: Beachten Sie diese Regeln. Dann schaffen Sie es irgendwann. Irgendwann sind Sie ein echter L A B E R S A C K ! Es ist vorbei mit langweiligem Getranse, Getratsche, Geseiere, Sie sind ein Königsredner, ein echter L A B E R S A C K ! Natürlich, so muss ich Ihnen leider mitteilen, sind das nicht alle Geheimnisse, schließlich will ich, Butzen, der Kaiser der L A B E R S Ä C K E bleiben und außerdem will ich, dass Sie mein Seminar besuchen. Also, auf zur Eintragung und ab geht es.

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Printed on: April 25, 2024 at 16:04 o'clock

Member: AnkhMorpork
AnkhMorpork Jun 19, 2017 at 10:11:09 (UTC)
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Die inhärente Generierungsrezeption dieses Artikels in Relation zu einer wertorientierten Fluktuationsebene scheint einer kognitiven Qualifizierungskonzeption nicht abträglich zu sein.

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